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Abschnitt 13: zurück nach Kiel

13.-19.8.2006


Es wird ein harter Einstiegstag für meine neue Crew! Wir haben das Ziel beim Zeitplan Boden gut zu machen und binnen einer Woche nach Kiel zu segeln. Der Wetterbericht meldet zwar noch 6 bis 7 Windstärken, aber es sind nur noch 4 bis 5. Zunächst... Dann wird es ungemütlicher: Es fängt an zu regnen, es fängt an zu gießen! Wir können kaum mehr 30 Meter gucken. Als dann die ersten Sturmböen anrauschen, bergen wir schnell das Großsegel und machen mit Baumfock immer noch 6 Knoten! Durchnässt erreichen wir Marup auf Samsö (55°56.231'N, 10°33.134'E). Schonmal 36 Meilen geschafft. Das Anlegen gelingt beim zweiten Versuch gut, zunächst hätten wir fast an einem Steg ohne Zugang zum Land angelegt. Morgen wollen Daniel und Till ihren Neoprenanzug anziehen - was beim Surfen hilft, kann beim Segeln nicht stören, denken sie sich. Ich bin gespannt...

Noch immer 6 Windstärken, in Böen 7, aber heute aus Süden. Wir zielen daher auf den kleinen Belt, den können wir hart am Wind, vielleicht mit ein paar Kreuzschlägen halten. Die Segel zweifach gerefft trotzen wir der Natur. Noch ein Unterschied zum Wetter von gestern: Es ist trocken. Die Hamburger schwitzen und stinken in den Neos um die Wette. Aber sie sind dennoch deutlich munterer als am Vortag, sie haben sich an schwankende Planken gewöhnt...
Kurz vorm Tagesziel Fredericia (55°33.231'N, 9°43.719'E), hören wir plötzlich merkwürdige Geräusche - wir sind mitten in einer Schule Tümmler! Mindestens 30 Tiere, die ständig überall um uns herum aus dem Wasser auftauchen. Eine schöne Belohnung für die 38 erkämpften Meilen.

Nach den zwei harten vergangenen Tagen gönnen wir uns einen Entspannungstag. Wir gucken uns in aller Ruhe die Stadt an. Am Nachmittag wollen wir doch noch einen Schlag machen und fangen an durch den verwinkelten Sund zu segeln. Doch der ist zunächst so geschützt, dass wir mutig ein Reff herausnehmen. Als wir unter der zweiten Brücke, die von Fredericia nach Fünen führt, hindurch sind, erwischt uns bei einer Wende eine Sturmbö! Es ist gerade kaum Fahrt im Boot, so dass wir für eine Sekunde so weit auf die Seite gedrückt werden, dass der Windschutz an der Reling halb unter Wasser ist, und die Ostsee direkt in die Plicht läuft!! Schon ist der Spuk vorbei und nur eine große Qualle auf dem Gangbord zeugt von dem eben Geschehenen. Opa hat immer behauptet, sein Schiff könne gar nicht umkippen - ich hätte es auch ohne diesen dramatischen Beweis geglaubt.
Wir holen dennoch das Großsegel ein - wollen unser Glück ja nicht überstrapazieren. Mit Motorunterstützung schaffen wir die nächste Biegung, um dann wieder ganz gemütlich und geschützt mit raumschotem Wind nach Middelfahrt zu segeln. (55°29.500'N, 9°43.634'E)
Wir versuchen noch ein wenig die 'Stadt' unsicher zu machen, aber das einzige, was hier noch los ist, ist ein Feuerwehreinsatz zur Rettung eines eingeklemmten Vogels...

Wir sind heute Abend zum grillen eingeladen. Paul und Renate erwarten uns sehnsüchtig in Sonderburg. Bis dahin sind es allerdings knapp 50 Meilen - ob wir das schaffen?
Wir machen uns einfach mal auf den Weg, müssen zunächst allerdings kreuzen. So schaffen wir's nicht. Dann passiert etwas seltsames: Eine einzige Bö lässt uns aufschrecken, danach hat der Wind sofort um fast 90° gedreht, wir können unseren Kurs halten! Super, dann schaffen wir's doch!
Zwei Stunden später kommen wir raus aus dem kleinen Belt, unser neuer Kurs ist wieder 'gegen an'. Kriegen wir noch so eine Wunschwinddrehung bitte? Na sicher! Diesmal aber nicht ganz so plötzlich. Der Wind schläft ein, wir dümpeln eine Stunde herum, haben uns Sonderburg schon wieder abgeschminkt, da frischt der Wind wieder auf, aus perfekter Richtung! Paul, schmeiß den Grill an!
Aber eine kleine Meile vor dem Alsenfjord lässt uns der Wind wieder im Stich. In einem Moment machen wir noch 4 Knoten, im nächsten hängen die Segel schlaff herunter. Er hat abermals gedreht, als er dann schwach zurückkehrt. Wir kreuzen langsam in den Fjord hinein und verlieren eine Menge Zeit, Es ist schon dunkeln als wir den Alsensund nach Sonderburg erreichen.
Unter dieser Brücke passten wir noch durch.
Wir holen die Segel ein, motoren eine Stunde und versuchen dabei zwischen den unbeleuchteten Tonnen zu bleiben. Um 23 Uhr erreichen wir den Stadthafen von Sonderburg. Die Brücke, durch die wir in die Flensburger Förde und somit zum Yachthafen kommen, öffnet natürlich nicht mehr. So legen wir neben großen Rollsplithaufen an der Kaimauer an (54°54.818'N, 9°46.983'E). Das Grillen ist auf den nächsten Tag verschoben.
Wir machen noch einen Landgang, aber auch hier ist heute und um diese Uhrzeit nicht mehr viel los. Nur in einer Schwulenkneipe ist noch Betrieb, so trinken wir unseren Anleger dort. Zurück am Boot entdecken wir mehrere Schilder, die einen anweisen 50 Meter links und rechts davon nicht anzulegen. Wir sind keine 50 Meter von dem letzten entfernt, aber hier ist soviel Platz, was soll da schon passieren...

Gegen sechs schrecke ich hoch - Weltuntergang?? Ich stecke den Kopf aus der Luke und muss den Kopf weit in den Nacken legen, um den riesigen Frachter in mein Blickfeld zu bekommen. Direkt vor uns schwenkte er gerade mit seinem Heck und viel viel Schraubenwasser an die Kaimauer. Au Backe! Ich lege zusätzliche Landleinen und hänge alle Fender raus, die wir haben. Dann ist Ruhe, der Frachter liegt und entlädt. Weiterschlafen. Um halb acht dann, beim Ablegen das gleiche Theater. Ich liege gerade wieder in der Koje, da kommt die nächste Störung: Die Hafenmeisterin möchte Geld. Mit der hatte ich hier nun auch nicht gerechnet. Gibt's denn hier gar keine Ruhe? Ich geh lieber Brötchen holen...
Nach dem Frühstück öffnet die Brücke und wir legen ab. Ich rufe Paul an und sage ihm, dass wir unterwegs sind. 'Ah - ich seh euch' Kommt es zurück. Er ist grad mit dem Fahrrad unterwegs. Schnell wird er an Bord genommen und weist uns den Weg zum Yachthafen. Um 12:30 gibt's dann an Bord der Polaris einen Anleger und wir schmieden Pläne für den Tag. Abends grillen, klar. Vorher noch etwas Pause, Stadt angucken, an den Strand oder so...
Aus versehen verlängern wir das Anleger trinken dann bis zum Grillen! Wir haben viel Spaß - Daniel und Till verstehen sich auf Anhieb mit unseren Gastgebern, so dass Bier und Schnapsvorräte sich bedrohlich dem Ende neigen! Gestärkt durch viel Fleisch und Renates köstliche Salate machen meine Crew und ich uns noch auf den Weg in die Disko. Eine Meile heute nur, dennoch einer der anstrengendsten Tage seit langem ;-)













Aaoouuuweh
Kater
Wir legen irgendwie um eins ab und versuchen nach Kiel zu segeln. Zunächst kommen wir auch gut voran und segeln hart am Wind aus der Flensburger Förde heraus. Mit frischem Wind um die Nase wird der Kopf auch schnell klarer. Als wir dann aber erst in eine Flaute und dann in einen Regenschauer hineinkommen und nass und ohne Fahrt in den hohen Wellen schaukeln, werde ich zum ersten und einzigen mal in diesem Urlaub seekrank! Wir schmeißen den Motor an und flüchten in die nahe Schlei. Schlei? Da waren wir doch schon mal - ja, nach 89 Tagen schließt sich hier der Kreis. Wir machen in Maasholm fest (54°40.917'N, 9°46.983'E). Es regnet in einer Tour. In einem Hafenrestaurant gehen wir Essen und sammeln Kräfte um uns von der Polaris zu erholen und für unseren morgigen verschobenen Törn nach Kiel zu stärken.

Die Jungs wollen mittags in Kiel sein, also machen wir uns schon um viertel nach sieben auf den Weg. Der Sommer ist nochmal zurück und wir segeln frühstückenderweise sonnig und ruhig in Richtung Kiel. Daniel hatte noch schnell Brötchen und 'ne Mopo beim Bäcker geholt...
Beim Kieler Leuchtturm müssen wir wieder anfangen zu kreuzen, um die Förde zu treffen. Es ist Samstag und ich habe noch nie so viele Segler auf einem Haufen gesehen. Tausend Segel in der Kieler Förde. Wir könnten jemanden anheuern, der ständig nur die anderen Segler grüßt, sonst schafft man das gar nicht... Sogar die Gorch Fock ist unter den vielen vielen Schiffen und kreuzt unseren Weg.
Leider kostet unser Kreuzen wieder massig Zeit, aber ich weigere mich nach Kiel zu motoren. In DIE Seglerstadt Nummer eins? Nein. Wir beschließen also erstmal nur nach Schilksee zu segeln, und die Hamburger dort auszubooten. Mit ihnen habe ich es tatsächlich geschafft meinen Zeitplan wieder aufzuholen! Ein großes Dankeschön nochmal an Euch, Jungs!
Für den restlichen Weg bis Kiel kommt spontan Conni an Bord. Sie hatte sich vermutlich von einer Schwedenschäre einen Zeckenbiss samt Boreliose eingefangen, und als sie mir schrieb, sie sei dem Tod von der Schippe gesprungen, war das kein Scherz, es war wirklich eine lange brenzlige Krankheit! Aber jetzt tankt sie unter Segeln auf ihrer geliebten Kieler Förde neue Kraft und ich schaffe es, durch ihre Hilfe, die restlichen zehn Meilen bis nach Kiel- Düsternbrook zu kreuzen.
Dann bekommen wir noch ein Highlight geboten: Vor der Kiel-Linie liefern sich drei Hightech-Riesen-Trimarane ein Rennen - wahnsinn, wie schnell die sind. Später finde ich heraus, dass diese 18m langen und 30m hohen Geschosse bis zu 30 Knoten erreichen!
Zum Abschluss des schönen Tages gehen wir im 'Louf' noch etwas Essen und ich genieße ein gezapftes kühles Jever! Nach dem ganzen warmen lettischen Bier aus 2 Liter PET-Flaschen ist es der Himmel auf Erden!
Abends hole ich dann Nathalie vom Bahnhof ab. Sie wird mich, zumindest für die anstehende Kanalpassage, unterstützen. In die Stadt schaffen wir es heute abend nicht mehr, aber der Tag war ereignisreich genug...

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