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Abschnitt 12: nach Dänemark

7.-12.8.2006


Nora und Hanna nutzen die Tatsache, dass wir in Göteborg, der zweitgrößten schwedischen Stadt sind - sie bekommen den Vormittag frei und gehen shoppen! Eichi und ich versuchen eine Detailkarte der Westschären um Göteborg aufzutreiben.
Hanna, Nora, Kai
Beim Schiffsausrüster am Hafen wurde uns leider die letzte Karte vor der Nase weggeschnappt. Die Verkäuferin weiß auch nicht, wo wir woanders auf die Schnelle eine bekommen können. Wir gucken scheinbar so unglücklich, dass sie uns eine Karte vom letzten Jahr schenkt, aus der sie schon mehrere Rechtecke herausgeschnitten hat, um daraus Hinweisschilder zu gestalten. Aber nur von unwichtigen weißen Wasserflächen. Wir sollen schnell verschwinden, und das bloß keinem Erzählen!! Später bringen wir als Dankeschön noch eine Tafel Schokolade vorbei und können mit unserer löchrigen Karte in See stechen.
Wir motoren noch eine ganze Weile, bis wir endlich das Hafengebiet verlassen und die Segel setzen dürfen. Dann kreuzen wir mit drei Knoten durch die Schären. Es ist genauso wie auf der anderen Seite Schwedens: unzählige kleine Granitinseln, dazwischen tiefes Wasser und viele viele Boote. Der große Unterschied ist, dass hier die Schären fast ausnahmslos kahl sind. Steine ohne Ende, aber kaum ein Baum oder Strauch.
Durch eine enge, flache und unbetonnte Passage gelangen wir zu einer wunderschönen natürlichen Bucht, umschlossen von der Insel Stora Raevholmen (57°35.802'N, 11°45.132'E). Wir finden einen perfekten Platz um auf schwedische Art (Heckanker und Vorderleinen an Land) anzulegen. Wir erkunden unser felsiges, einsames und wunderschönes Eiland und bekommen dann noch den perfekten Sonnenuntergang direkt in der schmalen Buchtöffnung präsentiert. Schweden will mir den Abschied wohl so schwer wie möglich machen ;-)



Wir verlassen unsere wunderschöne Bucht und sind sofort auf der offenen Ostsee. Alle Segel hoch und abwarten. 2 Knoten nur, doch wir sind geduldig und setzen uns Ziele: "Schaffen wir drei Knoten, dann gibt's ein Bier. Genau so bei vier und fünf usw..."
Unter diesem Leistungsdruck kann Poseidon offensichtlich arbeiten - es funktioniert. Mit schließlich fünf Knoten auf der Logge erreichen wir nach 27 Meilen die dänische Insel Laesö. Der Hafen ist proppevoll - Dänemark zur Hochsaison! Irgendwo finden wir noch einen dritten Platz im Päckchen, werden vom Hafenmeister wieder verscheucht und müssen nochmal rückwärts an eine anders Päckchen verholen (57°19.259'N, 11°07.531'E). "Ihr müsst vor 16 Uhr im Hafen sein, sonst sieht's schlecht aus", informiert uns der Nachbar. Später zähle ich acht Boote im Päckchen - was für ein Kontrast zur einsamen schwedischen Inselwelt!
Wir schaffen es leider nicht den Hafen zu verlassen, haben aber einen schönen Abend und grillen auf dem Kai.

Unser Zeitplan drängt, wir segeln am nächsten Morgen weiter. Laesö soll sehr schön sein, wir haben davon leider nichts gesehen. Wir umrunden die Insel und segeln traumhaft mit 5 bis 6 Knoten und noch unbestimmten Ziel dahin. Wir haben Laesö schon weit hinter uns gelassen, als wir uns ziemlich erschrecken: Wir fahren auf einmal über hellen Sandboden, Steine am Boden wirken durchs glasklare Wasser zum Greifen nah! Ein Blick auf die Karte beruhigt uns, es ist hier ein großes Gebiet mit nur 3 Metern Wassertiefe, aber es wirkt viel flacher!
Als der Wind später dreht, können wir den Kurs Richtung Festland nicht halten und drehen nach Anholt ab. Wir erreichen den großen Hafen, in dem mit Heckanker angelegt werden muss. 46 Meilen - wir haben ein gutes Stück geschafft heute! Einen Liegeplatz finden wir finden diesmal noch problemlos (56°42.893'N, 11°30.754'E). Direkt am Hafen ist ein breiter Sandstrand der zum verweilen einlädt... Mal schauen.


Und wir bekommen unseren Inseltag! Bei nur schwachem Wind aus Süd-West wäre es sinnlos weiterzufahren. Wir machen einen Inselspaziergang und erkunden diese kleine schöne Insel. Über die geschwungene schmale Hauptstraße gelangen wir in den Ort. Ab und zu säumen ein paar 'Aussteigerhäuschen' unseren Weg. Es macht auf uns den Eindruck als würden hier nur Künstler leben, die der Zivilisation den Rücken gekehrt haben und sich mit ein wenig Landwirtschaft und Trödel-äh-Kunst-an-Touristen-verkaufen über Wasser halten.
Auch der eigentliche Ort ist winzig und die Zeit wirkt wie stehen geblieben. Wir kaufen ein - nachdem wir das Ende der zweistündigen Mittagspause des einzigen Supermarktes abgewartet haben... Dann fängt es leider an zu regnen. Wir flüchten in ein Café und verbringen dort zwei gemütliche Stunden. Es gibt verschiedene Spiele und zwei große blonde schwedische Kellner, so haben wir alle was zu tun.
Zurück im Hafen müssen wir feststellen, dass der Wind unerwartet zugenommen hat. Er weht von der Seite und der Anker hat sich etwas gelöst, so dass der Bug leicht den Steg berührt. Eichi ist Retter in der Not und legt uns schwimmend eine neue Heckleine über eine inzwischen frei gewordene Heckboje.
Dann gibt es auch noch etwas Sonne - wir nutzen die Gelegenheit sofort und springen als Tagesabschluss in die Ostsee.


Der Wind passt uns heute wieder hervorragend und wir bringen die 28 Meilen nach Greena schnell hinter uns (56°24.269'N, 10°55.380'E). Der Hafen ist groß und künstlich: Es gibt den Yachthafen mit Ferienwohnungen drumherum und ein paar Restaurants dazu, dann einen Fähranleger mit großem Parkplatz, das Haicenter und das war's. Der Industriehafen ist wahrscheinlich das einzige, was älter als 5 Jahre ist - zumindest wirkt es so.
Wir schauen kurz ins Haicenter, aber die hohen Eintrittspreise schrecken uns ab. An Bord haben wir trotzdem einen herrlichen Abend - der letzte für Eichi, Nora und Hanna. Grund, den Rum zu leeren und endlich die Spielesammlung zu würdigen (Bohnen, Bohnen, Bohnen).

Kurzfristig erst, habe ich Daniel und Till aus Hamburg als Helfer für den nächsten Abschnitt nach Kiel gefunden. Sie kommen mit einem Mitwagen, den die alte Crew nach Hamburg zurück fahren soll. Sie kommen aber natürlich nicht ganz so zeitig los, wie geplant und bleiben außerdem im Samstag-Dänemark-Hauswechsel-Stau
In Göteborg: Hanna im schwedischen Himmel
stecken. Eichi beschließt daher kurzerhand mit der Bahn zu fahren, verpasst nach 30km seinen Anschlusszug und wartet nun dort den ganzen Nachmittag, dass die Mädels ihn einsammeln. Wir warten am Hafen und sind froh, dass wir heute nicht auf dem Wasser sind. Es stürmt und regnet gewaltig, die Wellen die in den Hafen hineinlaufen brechen sich dort teilweise! In warmer, wasserdichter Kleidung sind dennoch zwei Spaziergänge drin, aber - ist der Sommer vorbei?
Die Neuen kommen mit einem riesigen Berg an Einkäufen, inkl. zwei Kisten Dittmarscher, um halb sechs endlich an und es heißt Abschied nehmen. Hannas drei Wochen mit mir an Bord sind schon vorbei - wie im Flug vergangen...

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