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Abschnitt 14: und nach Norddeich

20.-24.8.2006


Conni bringt Nata und mir Brötchen zum Frühstück - was für ein Service! Nach dem Frühstück schlendere ich mit Nathalie die Kiellinie rauf und runter: 'Schiffchen gucken!'. Wir entdecken auch die Hippopotamus, deren Reiseberichte ein großes Stück zu meinem Ostseesegeldrang beigetragen haben! Es es ist nochmal Sommer pur, es ist warm und halb Kiel absolviert gerade den Sonntagsspaziergang.
Als wir dann allerdings unter Segeln die 2 Meilen bis zum Kanal in Angriff nehmen, werden wir, wie schon auf der Hinfahrt im Mai, von sinnflutartigen Regenfällen heimgesucht. Wir Schleusen, aber das ist für den erfahrenen Götakanalfahrer ja ein leichtes. Im Kanal wechseln sich Regen und Sonne ab und auch Nata und ich rotieren mit dem Draussenstehen. Es kommt uns diesmal ein so dicker Kahn entgegen, dass sogar die kleinen Sportboote in einer Weiche auf die Freigabe zur Weiterfahrt warten müssen. In Borgstedt, kurz vor Rendsburg (54°19.747'N 9°42.955'E) haben wir keine Lust mehr. Hier ist ein Bootsservice beheimatet: Kran, Winterlager, Reparaturservice, Tankstelle und eine kleine Marina, in der wir festmachen.

Der Bootsservice sorgt sogar für frische Brötchen zum Frühstück. So gestärkt nehmen wir den Rest des Kanals in Angriff. Vorher tanken wir noch (erstmals in diesem Urlaub), denn es sind nur noch 60 Liter im Tank. Weniger als 50 dürfen es nicht werden, dann besteht Gefahr, dass der Motor Luft ansaugt. Die Meilen bis Brunsbüttel ziehen sich wie Kaugummi. Zeit für kleine Reparaturen, denn immerhin ist es heute sonnig, nur ab und zu ein Schauer. Nach neun laaangen Stunden und tauben Ohren erreichen wir Brunsbüttel und legen als drittes Boot im Päckchen im proppevollen Hafen direkt an der Schleuse an.

Im Hafen ist es ruhig, wir können sogar noch einmal draußen Frühstücken. Der Wetterbericht meldet aber 5 bis 6, in Böen sogar 7 Windstärken. Also reffen wir soweit es geht und tuckern eine Stunde vor Hochwasser in die Schleuse. Jetzt, wo wir wieder in salzigem Wasser schwimmen, müssen wir uns auch wieder an die Gezeiten halten!
Draußen auf der Elbe können wir den gewünschten Kurs nicht ganz halten, so machen wir kleine Schläge am Rand, außerhalb des Fahrwassers. Die anderen Segler, die mit uns geschleust haben, kreuzen aber mitten durchs Fahrwasser, also können wir das auch. Zumindest solange keiner von den großen Pötten in Sicht ist...
Wir kommen zunächst richtig gut voran. Nach gut der Hälfte der Strecke knickt die Elbe nach Norden ab. Hier steht eine unangenehm steile Welle, da der Wind gegen die Strömung drückt. Wir werden gut durchgeschüttelt und ziemlich nass, ich stelle jedoch euphorisch acht Knoten auf dem GPS fest. Davon allerdings drei durch den immer stärker werdenden Elbstrom. Kurz vorm Hafen wird das Kreuzen aber doch zu hart für uns, wir sind ja nur zu zweit an Bord... Also berge ich die Segel und Nata hält unter Motor Flüthörn auf Kurs - Knochenarbeit!
Unter Motor ist es nun aber auch nicht viel besser. Ich muss den armen alten Juckel quälen und gebe Vollgas, nur so kann ich uns überhaupt auf Kurs halten. Fahrt durchs Wasser sind NULL Knoten, wir stampfen uns in den Wellen fest. Die Strömung schiebt uns jedoch mittlerweile mit vier Knoten am Cuxhavener Industriehafen vorbei, und kurz vorm Yachthafen drehe ich den Bug Richtung Ufer, und mit Vollgas schießen wir in den Hafen. Dort ist es wunderbar ruhig und wir drehen einige Kreise um Zeit zum Aufräumen zu haben. 'Zum Abgewöhnen' ist der Kommentar eines anderen Seglers, der gerade das gleiche durchgemacht hat...
Nach dem Anlegen müssen wir leider sofort zum Bahnhof hetzen, damit Nata den letzten Zug erwischt. Schade, der Ritt hätte mit einem ordentlichen Anleger begossen werden müssen!

Eine große Etappe steht noch an: 60 Meilen über die Nordsee, zurück in die Heimat. Dafür brauchen wir Wind aus östlicher Richtung, denn Motoren können wir nicht so weit und es gibt auch keine sinnvolle Möglichkeit für einen Zwischenstopp. Heute weht es aber, wie seit Tagen schon, aus Westen. Westwind ist auch die typische Windrichtung für unseren Breitengrad. Aber für morgen ist doch tatsächlich ein Südost gemeldet! Hoffentlich....
Ich nutze den heutigen Tag zum Aufräumen: Ich leere die Bilge, entsorge Kistenweise Müll, wische und sauge das ganze Boot. Dann muss Flüthörn umgelegt werden, da unser Nachbar mit seiner 20 Meter Yacht zum Tanken nach Helgoland motoren will. Die Holländer vom ersten Boot im Päckchen helfen mit tatkräftig dabei. Am Nachmittag treffe ich die 'Sebale' wieder, eine Yacht, die im Götakanal oft im gleichen Hafen lag. Wir tauschen unsere spektakulärsten Urlaubsgeschichten aus. Was für ein Zufall...
Dann trifft Björn, der mich schon von Rügen nach Bornholm begleitete, ein. Er hat den Hilferuf auf meiner Homepage gelesen und seine Hilfe angeboten, die ich dankbar annehme. Abends füllt sich der Hafen noch mal richtig, wir sind mittlerweile das zweite Boot in einem Sechserpäckchen und der Nachbarholländer geht von Boot zu Boot und kündigt an uns um viertel vor vier zu wecken, da er um vier ablegen will. Wegen der Tide müssen wir allerdings auch so früh los, also sollte das kein Problem werden. Also schnell ins Bett, die Nacht wird kurz.

Es Klopft wie angekündigt in furchtbarster Frühe. 'Erstmal noch liegen bleiben' denke ich, da müssen ja erst noch die anderen vier im Päckchen weg. Als ich dann 10 Minuten später aus dem Fenster gucke ist kein Nachbar mehr da. Wir springen schnell in die Klamotten und raus in die Nacht - die Holländer stehen schon in voller Montur und mit laufendem Motor sowie voller Beleuchtung an Deck und warten. Also nichts wie los!
Stockdunkel ist es, und alles voller grüner, roter und weißer Lichter auf der Elbe. Gut dass wir nicht alleine unterwegs sind, die auslaufenden Yachten fahren alle hintereinander her, es zieht sich wie eine Perlenkette. Wir reihen uns ein und tuckern durch die Dunkelheit. Mit drei Knoten Strom schiebt uns die Elbe. Die anderen sind schneller unterwegs als wir, einer nach dem anderen überholt uns, aber von hinten kommen immer mehr. Ich setze im Dunkeln das Groß, viel Wind ist noch nicht, aber ein wenig hilft es. Als es dämmert kommt die Onno-Fock dazu und der Motor aus. Wir sind die ersten, die Segeln und holen nun wieder auf, denn der versprochene Südost fängt jetzt wunderbar zu wehen an. Als der Elbstrom nachlässt machen wir trotzdem noch traumhafte sechs Knoten! Wenn das so bleibt überlege ich, dann schaffen wir ja vielleicht die ganze Strecke... Aber lieber nicht so optimistisch planen, sowas geht doch immer schief.
Aber es läuft weiter so gut! Bei wunderbarem Wetter und nach etlichen Stunden auf dem Wasser, verschwindet das Zeitgefühl mal wieder völlig und am Horizont zieht eine ostfriesische Insel nach der anderen vorbei: Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog - wenn das so bleibt...
Und es bleibt so! Um 18:00 Uhr sind wir am Doovetief, unserer 'Einfahrt' ins Wattenmeer zwischen Norderney und Juist. Jetzt müssen wir nur noch gegen das Ablaufende Wasser bis nach Norddeich, aber bei dem Wind, kein Problem! Aber... wo ist eigentlich Juist? Und warum ist es überm Watt so dunkel? Zieht da ein Gewitter auf? Es grummelt tief und bedrohlich! Ja, Gewitter! Erstmal die Fock runter und den Motor an. Als kurz darauf ein Regenschauer auf uns zurast, bergen wir die Segel ganz. So ein Mist, ich wollte doch unter Segeln den Heimathafen erreichen...
Mit einem Schlag dreht der Wind um 180°, gut dass die Segel unten sind, denn wir werden von ein paar Gewitterböen erwischt. Zumindest haben wir diesen einen Tag mit Ostwind perfekt genutzt, sind vom ersten Windhauch bis zum abrupten Ende mit ihm gesegelt! An den folgenden Tagen, so stellte sich später heraus, gab es dann wieder nur Westwind. Dieser eine Tag Ostwind war extra für uns!
Wir tuckern also in Richtung Heimathafen und unsere 'über die Toppen geflaggten' Fähnchen, mit denen Flüthörn sich zum Abschluss ihrer großen Reise schmückt, hängen nass im Wind. Da kommt uns ein eine andere Yacht entgegen - wer motort denn bei dem Wetter und um die Zeit noch raus? Und warum winken die alle so? Es ist die 'Isolde' mit einem Spontan-Begrüßungs-Kommando an Bord. Im Hafen dann, werden wir mit einem Nebelhornhupkonzert empfangen und machen zum letzten mal die Leinen fest. Dafür, dass wir doch ziemlich spontan heute den ganzen Weg geschafft haben, ist es ein toller Empfang, den meine Mutter da organisiert und zusammengetrommelt hat! Alle sind zu 'Anleger', Fisch und Stullen an Bord eingeladen und wir sitzen noch lange und einen letzten Abend an Bord. Mit zwei Tagen Verspätung ist Flüthörn wieder da!
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