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Abschnitt 2: nach Lolland

21.-26.5.2006


Sonntag werde ich von Rühreiduft geweckt. Smutjeschorsch steht am Herd und bereitet deftiges Frühstück. Gut so! Um eins müssen wir uns leider von ihm verabschieden, auch er muss zurück nach Braunschweig. Marten und ich machen uns also zu zweit auf den Weg die Ostsee zu erkunden. Halber Wind mit Windstärke 5 sorgen für eine flotte Fahrt in Richtung Schlei. Marten ist ein wenig flau, als die Wellen größer werden, aber das gehört dazu sagt er :-)
Je mehr wir uns der Mündung nähern, desto mehr lässt der Wind nach. Wir gehen in den abgeschiedenen Hafen Schleimünde: Hier kommt man nur mit dem Boot hin. Wir sind das fünfte Boot im Hafen und wir sitzen bei absoluter Ruhe in der Plicht und Essen in der Abendsonne zwei Dosen Erbsensuppe. Für mehr Aufwand reicht unsere Energie nicht aus. Wir kriechen früh in die Kojen, Kiel steckt uns noch in den Beinen.

Am nächsten morgen sieht das Wetter ganz anders aus. 6 Windstärken pusten in den Hafen hinein, dazu laufen auch Wellen in den Hafen, so dass wir ungemütlich schaukeln. Wir haben den Wind genau von der Seite - Ablegen ist damit unmöglich. Wenn wir die Leinen lösen würden, würde der Bug nicht zu halten sein und wegtreiben. Also müssen wir bleiben. Der Plan rüber nach Dänemark zu segeln muss vertagt werden.
Der Wetterbericht sagt für morgen 7 bis 8 Windstärken aus süd vorher - wir müssen hier weg, dafür ist der Hafen viel zu ungeschützt! Am Nachmittag flaut es kurz ab, wir nutzen die Chance und mit Hilfe unseres Nachbarn gelingt das Ablegemanöver tadellos. Es folgt der bisher kürzeste Törn: Raus aufs offene Meer wollen wir nicht, wir verkriechen uns tiefer in die Schlei und segeln ganze vier Seemeilen nach Kappeln.
Wir machen am Stadtkai fest (54°39.728'N 9°56.120'E), das Anlegen klappt nicht gerade gut. Quer zu den Liegeplätzen läuft Strömung, das hätte man vorher wissen müssen. Flüthörn drückt sich irgendwie durch die Poller, ich verfehle ihn aber mit der Achterleine. Nach einigem hin und her liegen wir dann in der Box. Der helfende Nachbar meint nur: "So hat hier auch noch keiner angelegt." Aber Was solls, jetzt liegen wir gut, haben keine Schrammen abbekommen, also....
Die nach uns kommenden Boote kriegen es dann auch nicht besser hin, zwei von ihnen müssen abbrechen und einen zweiten Versuch unternehmen, einer rammt sogar ein Motorboot und ohne Pollerkontakt schafft es keiner!
Wir liegen direkt an der Touripromenade, windgeschützt, wunderbar und auch die Sonne kommt wieder hervor. Hier kann man es aushalten, es gibt viel zu gucken, wir fachsimpeln mit den Nachbarn übers Wetter und beobachten wie vor uns das Heringsfest inklusive Traber-Hochseilakrobatik direkt vor unserer Nase aufgebaut wird.

Der Wetterbericht meldet immer noch 7 bis 8 Windstärken, so bleiben wir heute im Hafen. Hier ahnt man nicht, dass draußen so ein Sturm herscht. Wir sitzen in der Plicht und lesen, gehen einkaufen und machen einen Stadtbummel. Ich finde Zeit fürs Internetcafé. Wir vertrödeln den Rest des Tages, denn wir können beide ziemlich gut einfach nur rumsitzen und das Wasser beobachten!
Als Entschädigung gönnen wir uns noch zwei fette Aale, denn: 'Sage Kappeln nie Adieu, ohne einen Aal von Föh'.
Der abendliche Wetterbericht meldet Besserung aber auch Bodenfrost!! Und ich wollte doch Sommerurlaub... Als die Temperatur in der Kajüte auf 11° gefallen ist, schließe ich den Heizlüfter an, so dass die Temperaturen wieder erträglich werden.





Heute am Mittwoch den 24.5. geht es endlich nach Dänemark. Wir setzen die Baumfock und treiben mit gemütlichen vier Knoten aus der Schlei heraus. Zurück auf der Ostsee wehen uns ordentliche 5 bis 6 Windstärken Richtung dänischer Südsee. Kurz vor Aero erwischt uns eine Schauerböe. Hinter uns peitscht der Regen aufs Meer und wir können quasi einen Countdown zählen bis es da ist. 3 2 1 Peng! Es gießt, es hagelt und der Wind fegt die Gischt horizontal davon. Das können schon 8 Windstärken gewesen sein. Die Baumfock zerrt an ihren Verankerungen und wir surfen mit über 8 Knoten über die Wellen. Wir zerren mit aller Kraft an der Pinne, um die arme Flüthörn auf Kurs zu halten. Nach 5 Minuten ist es vorbei. Denkste - nach 10 Minuten wieder so ein Ding. Wir laufen Soby an, es reicht! Wir nähern uns der Insel jetzt von der windabgewannten Seite, so dass Wellen und Wind erträglich sind. Wir holen das Segel ein und legen im Regen an (54°56.550'N, 10°15.615'E). 26 Seemeilen sind in Rekordzeit abgehakt. Gestärkt mit Spaghetti und einer edlen Thunfisch / Speck / Zwiebel / Mais / Tomaten Soße von Nr. 1 verbringen wir den Abend in der Kajüte. Wieder mit Heizlüfter.

Es sind zwar wieder Schauerböen gemeldet, und wir sehen sie auch rundherum, aber wir werden heute verschont, bleiben größtenteils trocken und kriegen auch wieder viel Sonne ab. Die Ohrläppchen schlagen langsam Blasen :-(
Wir nähern uns nur unter Fock und trotzdem zügig Fünen und laufen in den Svendborg Sund ein. Hier ist es geschützter, so dass wir gemütlich an Svendborg vorbeischippern und Stadt, Landschaft und kleine versteckte Ferienhäuser anschauen können. Die Sonne knallt vom Himmel, Hochstimmung an Bord!
Wir durchqueren den kompletten Svendborgsund ohne Motorunterstützung, wie es sich für ein Segelboot gehört. Als wir zwischen Fünen und Langeland auf nördlichen Kurs gehen hat uns der starke Südwest wieder. Nach zwei weiteren Stunden machen wir in Lundeborg fest (55°08.377'N, 10°47.178'E), ein Geheimtip von Nr. 1 (Marten). Wir liegen ganz vorne im alten Fischereihafen und gönnen uns als Belohnung für diesen traumhaften 28.5 Meilen Turn einen echten dänischen Hotdog am Hafenimbiss. Nach dem Aufräumen und einer Lektion im Segelfalten (Click) von Marten ("..eben'n büschen ordentlich...";-) sitzen wir auf den Steinen der Hafenmauer und bewundern das Farbspektakel der untergehenden Sonne. Kitschig wie gemalt, aber echt. Düstere Wolken, Sonnenstrahlen darunter, Regenbogen gegenüber...

Es ist Freitag und wir wollen uns heute unserem Wochenziel Lolland nähern. Wir haben uns mit Nata auf Kragenaes als Treffpunkt geeinigt, sie kommt morgen an Bord. Für heute soll unser Ziel aber die unbewohnte Insel Vejrö sein. Naja, fast unbewohnt. Es gibt zwei Familien auf der Insel. Die eine betreibt Landwirtschaft, die andere kümmert sich um Hafen und Leuchtturm.
Wir segeln also los mit halbem Wind und wollen Langeland nördlich umrunden. Bei einem Kontrollblick in die Karte tauchen auf einmal große Steine vor uns auf (Gruß an Martens Ma). "Marten! Abfallen!!" - Das ging gerade noch mal gut! Wir umrunden die Steine und die Insel und rollen bei unangenehmer Dünung mit achterlichem Wind in Richtung Vejrö.
Als wir uns nach 6 Stunden dem Hafen nähern entdecken wir durchs Fernglas ein Schild im Hafen: "Hafen geschlossen wegen Umbauten" Och nööö! Ein Blick in die Karte, das einzig Sinnvolle wäre doch schon jetzt nach Kragenaes zu fahren, aber das sind nochmal 10 Meilen und es ist schon nach 18:00... Komm wir gehen trotzdem rein. Vorne an die Mole, und morgen früh weiter. Wir sind noch in der Hafeneinfahrt, als uns ein Jeep entgegenbraust. Ein Jeep?? Auf einer Insel die maximal 1x1km groß ist? Eine Frau springt heraus und wedelt mit beiden Armen und will uns verscheuchen. Nur eine Nacht? Die Frau wirkt total panisch, als müsste sie als nächstes Rettungsringe zu uns rüberschmeißen. "Zu flach!". Das Echolot zeigt noch 2m und einer reicht uns eigentlich...
Aber gut, wir geben uns geschlagen und ziehen rückwärts wieder aus dem Hafen raus. Gefrustet motoren wir los, erstmal 4 Meilen gegenan. Die aufmerksame Nr. 1 bemerkt sofort die schlechte Laune seines Skippers und nach einem Tee mit ordentlich Rum steht dieser auch wieder pfeifend an der Pinne.
Nachdem wir im Fahrwasser nach Kragenaes sind, setzen wir wieder alle Segel und haben noch einen traumhaften Törn mit tiefstehender Sonne, glattem Wasser und 5 Knoten Fahrt, bis wir nach 36 Meilen endlich festmachen (54°54.936'N 11°21.460'E). Wir trinken erstmal den verdienten Anleger und sitzen noch bis halb 12 im Ölzeug an Deck, bevor wir uns ans aufräumen machen.
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